Unterschriften-Voodoo in Itzehoe

Wer schon viele Unterschriften gesammelt hat, kennt das: es gibt Phasen, in denen sich die Unterschriftenliste von alleine fühlt. Und es gibt Momente, wo sich die Zeit ins Endlose zu dehnen scheint, weil einfach niemand mehr stehen bleiben will.

Genau so einen Moment erlebe ich heute in Itzehoe. Grade hat sich noch eine interessierte ältere Dame bei mir für beide eingetragen. Plötzlich ist die Fußgängerzone wie leer gefegt, abgesehen von einem etwa zehn Jahre alten rothaarigen Mädchen, das lässig auf einem dieser Plastikhubschrauber-Automaten thront, wie sie vor jedem Kaufhaus stehen. „Läuft gerade nicht so gut, was?!“, meint sie altklug in meine Richtung. Ich bin perplex; so einen Spruch hätte ich nicht erwartet. Dann muss ich lachen. „Doch, doch. Die Frau da vorne hat unterschrieben!“. Das Mädchen zuckt mit den Schultern und wendet ihre Aufmerksamkeit wieder dem Hubschrauber zu.

Danach läuft bei mir gar nichts mehr. Passant nach Passant zieht an mir vorbei. Ich versuche verschiedene Ansprachen und trinke einen Schluck Wasser. Bringt aber nichts. Niemand will stehen bleiben und wer doch interessiert ist, der hat schon woanders unterschrieben. In meinem Hinterkopf brauen sich wilde Spekulationen zusammen. Beherrscht das kleine rothaarige Mädchen etwa eine Art Zauber, mit dem sie Unterschriftensammler in die Verzweiflung treiben kann?

Gott sei Dank kenne ich gegen solchen Unterschriften-Voodoo ein Gegenmittel. Ich geselle mich zu Sarah, die gestern Abend aus Stuttgart angereist ist und heute zum ersten Mal mit sammelt. So gelingt es mir, den Zauber zu brechen. Passanten, die interessiert auf die Leute schauen, die bei Sarah unterschreiben, werden von mir angesprochen und unterschreiben dann in der Regel ebenfalls. So bringen wir am Ende des Tages doch noch eine stattliche Zahl an Unterschriften zurück ins Aktionscamp!